Meine holde!

Meine geliebte Josephine!

Ich kann unmöglich widerstehen, ohne wenigstens meinem geengten Herzen, durch diese wenigen Zeilen, etwas Luft schöpfen zu laßen. O! meine theuerste Pepi! ich muß Ihnen aufrichtig gestehen, daß meine unendliche Liebe zu Ihnen, mich selbst, gegen mich ganz fremd macht; nie empfand mein Herz, dieß so sellige Gefühl in diesem Maase, o! könnte ich Sie nur deutlich genug von der reinsten aufrichtigsten Liebe überzeugen, –– – und doch bin ich, in Ihrer holden Umgebung //2 so Wörterlos

–– obwohl mich aus Ihren göttlichen Blicken so lohnend Ihre Milde anlächelt. Das heftige Gefühl hemmt meine Sprache, u ich bin überzeugt, daß Sie liebe, liebe Josephine die reinsten Absichten an mir leßen können, doch fehlt mir dann u wann die Überzeugung von Ihrer Seite, indem ich mir noch nicht vollends einbilden darf, daß ich Ihr unvergleichliches, göttliches Herz ganz verdiene. ––

O! wie unaussprächlich glücklich werde ich mich fühlen, wenn ich zu der Überzeugung gelange, //3 daß Sie theuerste Josephine, gleiches mit gleichen lohnen, –– alle schwereren Nebensachen werden zur Leichtigkeit umwandelt, muth und freudenvoll werde ich an meinem Vorhaben arbeiten, und hoffend auf das beste Gelingen, suchet den Grund in Ihren edlen Herzen.

Ihr Sie innigst liebender Fidelis

Krainburg am 21t Juny 1825.