Theure Frau Schwester!

Ich kann nicht umhin auch an Dich ein Briefchen einzuschließen, um mich nicht abermahls bei Dir eines langen Stillschweigens schuldig zu machen.

Es scheint als ob Du Gleiches mit Gleichen lohnen woltest, doch ich war ja diesmahl ganz schuldlos. Schon so lange kein Schreiben von meiner lieben Josephine zu erhalten – für wa[h]r dies wäre in etwas boshaft, und ich muß Dich einer kleinen Nachlässigkeit in der Corespondenz anklagen. Ocupiren den Dich den ganzen Tag hindurch die Baade Unterhaltungen, daß Du nicht eine halbe Stunde Deines Brudern gedenken kannst. Eine baldige Antwort allein kann mich des Gegentheiles überzeugen. Oder tanzt Du des Abends, daß Dir auch da keine Zeit übrig bleibt, das wäre übel, den ich weiß es gar wohl, daß Dir nie gut darauf ist, und ersuche Dich daher keinen Schritt mehr tanzen zu wohlen.

Schreibe mir mit ersten wie lange Ihr in Neuhaus zu verbleiben gedenkt, ob es heuer stark besucht ist, wie Ihr Euch unterhaltet und vorzüglich ob Ihr ganz gesund seid.

Vorige Woche erhielt ich endlich mit Mühe eine Einlaskarte in die Josephinische Accademi,413 da der Eintrit seit mehrern Jahren blos für Chirurgen u Medeziner erlaubt ist; obwohl es für jederman wichtig und merkwürdig ist die Construktion des Menschen durch alle Theile hindurch genau kennen zu lehrnen. Zu bewundern ist, wie es möglich //2 ist der Natur so genau nachzuahmen allein durch Wachs. Jedes Exemplar ist einzeln in einen mit Adlas414 traperirten Goldkasten aufgestellt und 26 Säle sind damit angefühlt. Für junge Leute ist es in vieler Hinsicht lehrreich und nützlich dieses Cabinet anzusehen.

Tags darauf bin ich in das Biermanishe Museum,415 wo alles das was in Josephinum in Wachs zu sehen ist, alldort in Natura in Wachs aufbewahrten ist.

Vor 2 Wochen war ich mit den jungen Haberlein in Presburg.416 Wen es Dir nicht unangenehm ist will ich Dir eine kurze Beschreibung unserer Reise machen.

Wir wurden an einen Samenstag um 7 Uhr früh zu Schiefe bestellt, doch als wir hin kammen, sagte man uns vor 4 Stunden sei an keine Abfahr zu denken, daher wir noch im Prater spaziren gingen, uns baadeten, und nacher speisten. Um 1 Uhr Nachmittag stießen wir endlich von Land. Die Geselschaft zu Schiffe war sehr gemischt, ein schlauer Jude zeichnete sich vorzüglich durch witzige Einfälle aus, und machte uns alle lachen. So ganz diesem entgegen gesetzt erblickten wir am End des Schiffes einen Altgläuber kniend aus einem großen Buche lesend, der niemanden ansehen wollte, und wie ein Wannsiniger sich gebärdete. Ich war beständig am Verdeck um besser die schöne Aussicht

zu genießen, den die Ufer der Donau sind wunder schön, abwechseln zeigen sich dem Auge Auen, Felder, Dörfer, Felsenpartien auf welchen alte Ruinen stehen. Auf den Fluß selbst ist eine lebhafte Schiffahrt. //3

Noch muß ich Dir bemerken, daß die Schiefleute den Aberglauben haben, daß durchs Feifen ein wiedriger Wind zu gezogen wird, ich selbst habe in meinen Vergnügen ein Liedchen mir feifen wollen, allein es wurde mir von den Schiefleuten untersagt.

Nach einer 6 Stündigen Fahrt, sahen wir endlich das schöne Haimburg417 vor unser, welches

wir rechts liessen und in Teben418 landeten, allwo alle Waaren untersucht werden müssen, doch war schon zu spät dazu und sie mußten übernacht bleiben. Dies hätte faßt unser Reiseplan zerstört, den wir wollten noch den nämlichen Tag in Presburg sein, um am Sontag in aller frühe uns schon in der Stadt umzusehen. Wir nahmen daher schnell eine Erfrischung zu uns, und wollten den Weg von 2 Stunden der sich längs der Donau am Berge dahin schlängelte zu Fuße machen. Es war kühl, daher auch angenehm zu gehen, und ein herrliches Schaustück both sich unserm Auge dar, wir sahen nähmlich die Sonne in der weiten, breiten Donau untergehen. Wir mochten 1 Stunde zu rückgelegt haben, als dem Heberlein einfält, daß er sein Paraplie und 1 Paket auf den Schiff vergessen habe,

es blieb uns daher nichts übrig als am halben Weg wieder rückzukehren, was gewieß für mich sehr unangenehm war. In Teben angelangt, holten wir von Schiff das Vergessene, und wollten auf der stelle den nämlichen Weg wieder zu [m]achen, allein man riet es uns, indem man sagte, es zu gefährlich nächtlicher Zeit diesen einsamen Fußsteig zu pasiren. Da wir durchaus nicht in Teben verbleiben wollten, so accerdirten wir schnell mit 2 Schiefern //4 um die Fahrt nach Presburg hinab, und da sie nicht mehr als 1 ƒ CM verlangten, so stiegen wir schnell ins Schief und fuhren ab. Zwahr muß ich gestehen mit Zagen betrath ich das kleine schiefer Kanu, den zu unsicher schien mir dieser enge Raum für eine Fahrt auf der Donau, doch ich vertraute auf Gott. Sehr schnell flogen wir den Fluß hinab den zwei tüchtige Rudrer schieften uns. Es war ½ 10 Uhr der Mond leucht und spiegelte sich im Wasser und mache unsere Fahrt desto romantischer.

Vor Presburg hat die Donau eine unermäßliche Weite, bieldet ein förmliches Meer, das Auge kann die Ufer nicht erreichen, die Schieffer versicherten mich es habe über 400 Klafter breite. Von weiten zeigte sich schon in Mondeslichte der Schloßberg samt seiner Burg und nach einer Fahrt von ½ Stunde landeten wir in Presburg an. Wir gingen sogleich in das beste Gasthaus, ließen uns ein Zimmer geben, und legten uns, nach dem wir unser Abendessen einnahmen, ins Bett.

Die Fortsetzung folget nächstens.

Dich mit aller brüderlicher Liebe umarmend und küssend bleibe ich Wien am 1. Jully 1828 unwandelbar Dein threuer Valentin

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