Rom am 3. Jully 1834.

des Morgens um 5 Uhr.

Grausame, zerhafte Frau Schwester!

Staune, lache oder zürne über diese Aufschrift, es gielt mir gleich den Du verdienst Sie, da Du mir außer den wenigen Zeilen am ersten Tage Deiner Ankunft noch gar keine Brief geschreiben hast. Ich habe Dich so innig darum gebetten, auch versprachst Du es mir, warum geschah es den nicht. Du wußtest ja sicherlich, daß ich bis nach dem Petersfeste noch hier sein würde, und mich daher ein auch zwei Brief bis dahin hier angetroffen hätten, auch hast Du es kürzlich noch selbst erfahren welche Freude man fühlt wen man in der Ferne Briefe von den Angehörigen erhält. Dich kan daher nichts entschuldigen und ich bin sehr böse über Dein Stilschweigen, und könte mich faßt über mich selbst ärgern daß ich bei solchen Umständen Dir noch zuschreibe, wen mir nicht der christliche Spruch beifiele: Man sol Übles mit Guten vergelten. Schwesterlich wars[t] auf keinen Fal gehandelt, was mich bei Deinem großen zärtlichen Gefühl sehr wunder niemt, so wie auch das Verstummen einer andern Person, ihr scheint Euch gegen mich sämtlich verschworen zu haben. Doch es sey habt Ihr mich dadurch auch um viele frohe Stunden beraubt und stat dessen Kummer verschaft, ich verzeihe es Euch was daran auch Schuld sein mag im voraus, und wünsche nur das keine Krankheit daran Ursache sein möge.

Das Petersfest ist äußerst briliant ausgefallen. Am Samstag den Vorabend des Petrus wurde des Abends eine Vesper in der Kirche abgehalten von sämtlicher hoher Geistlichkeit und den Papsten, im größten Statte. Alles war im Purpur und Gold gehühlt, der Wimpfeln620 oder Bischofkapen gab es ohne Zahl. Die Zerimonien waren äußerst langwürig621 und übergingen oft ins lächerliche. Als wir aus der Kirche kammen, war schon bereits die Kuppel und Fassade der Kirche, als auch das Rundgebäude des Petersplatzes mit Papierlanpen erleuchtet, allein es war noch zu hel als das sie gehörigen Efekt hätten machen können. Ich ging daher nach dem ¾ Stunden entfernten monte pincio, und kam gerade im Dunkeln auf dessen Anhöhe, um mich an dem herlichen Anblick der Beleuchtung zu ergötzen. Es sah ganz transparent aus, die Papierlanpen erschienen in der Ferne wie erleuchtete matte Glaskugeln, die in der Luft schwäbten, den es war kein Hintergrund zu bemerken. Es schien als

wen aus lauter Lichtern dieses ungeheure Gebäude wäre aufge//2baut worden, die in solcher Menge waren das man genau die ganze Architektur dieses enormen Gabäudes unterscheiden konte. Als ich mich genugend an dieser zauberhaften Ansicht geweidet habe, eilte ich schnellen Schrittes wieder auf den Petersplatz zurück um der Verwandlung der kleinen Lanpen zur Fakelbeleuchtung in der Nähe beizuwohnen die um 9 Uhr erfolgte. Der Ganze weite Raum des Platzes war gedrängt mit Menschen und Wagen gefühlt, 2 Musigbanden wechselten in ihrem Spiele ab. Im kurzen ertönte der erste Schlag der Stunde 9 und mit ihm war auch in einem Augenblick alles mit Fakellichter erfühlt, der sanfte Schimer622 der Lanpenbeleuchtung überging zu der prellesten Helle, und sie dienten nur mehr als schwache Schattirung des ganzen Körpers. Alles schien wie mit einem Feuermeer übergossen zu sein, welches von dem Winde wogend hin und her getrieben wurde, die ganze Umgebung und das Firmament war davon geröthet. Mir gefiel jedoch die Beleuchtung der Lanpen besser, da es sanfter für das Auge war und demselben nicht weh thut, auch die Contur der Zeichnung viel besser zu sehen war als später bei den Fakeln. Eine ähnliche Illumination wird man wohl in der ganzen Welt nicht finden können.

Sontags früh wurde vom Papsten ein Hochamt gelesen mit noch größerer Feierlichkeit als Tagsvorher, 6 Kronen und Wimpfeln mit Gold und Juvelen bedeckt wurden dem Zuge voran getragen, und bei den spätern Zerimonien dem heiligen Vater abwechslend bald auf den Kopf gesetzt bald wieder abgenommen, so das ich den guten Mann dabei sehr bedauern mußte. Die Pracht und Eleganz der Equipagen der Cardinäle wird man auch nicht leicht irgend wo sonst hier sehen können, für Nachfolger der Apostel, thuen sie wohl etwas zu sehr weltlich, für die Würde der heiligen Kirche wäre es zwekmässiger wen dieselben sich durch Einfachheit und Demuth, als durch Fürstenthum und Hochmuth auszeichnen würden. Sie scheinen zu große Einkünfte zu haben, wie viel besser wären dieselben angewand[t] wen man sie unter die so vielen Armen vertheilen würde.

Des Nachmitags fand wieder eine große Vesper stat, jedoch ohne Papsten, die sich durch ihre 620 Pokrivala škofov in nun. 621 langwierig (dolgotrajen) 622 Schimmer (blesk, sij) Länge und die herliche Misig623 auszeichnete. Es war die volkommenste Kirchenmusig die ich je gehört habe. Sie bestand aus Vokalgesängen, die von 100 Männerstimmen, einer Orgel und 30 Paßgeigen624 vorgetragen wurden, und eine unendlich k[r]äftige Wirkung hervorbrachten. Die reinsten Sopran Stimmen bekam ich darunter zu höhren, wen was für Männern? wirst Du Dir wohl vorstellen können. Erst bei Dämmerung ward die Andacht vollendet, endlos schienen mir die Räume der Peterskirche, ich ging zur Hauptpforte und muß da mit meinen Blicken die Weite und Höhe dieses oriblen625 Gebäudes, das je öfter ichs sehe, desto größer mir vorkömt. Die vielen Lichter am Hochaltar erschienen mir von hier aus nur wie ein Lanpenschimer. Ich bin vor par Tagen auf ihrer Kupel gewesen, und benöthigte dazu ohne auszuruhen eine ½ Stunde [..626..] um sie zu ersteigen, welche weite, herliche Ausicht man da hat wirst Du Dir wohl vorstellen können. Die Bedachung der Kirche allein schon scheint eine kleine Welt zu sein. //3

Als ich aus der Kirche heraus kam verfügte ich mich nach der Engelsburg, nahm mir auf einen errichteten Balkon einen Sitz und wartete da noch volle 1½ Stunden bis das Feuerwerk losgebrant wurde, welches um 10 Uhr geschah. Da die Römmer außer der letzten Osterwoche schon durch 5 Jahr keine Girandola627 hatten, so war das Gedrändge der Menschen ungeheuer groß. Das Feuerwerk began und endete mit dem Ausbruch an Tausend Raketen die auf einmahl los gelassen werden,

und was das ähnlichste Bild der Explusion eines Vesuvs ist, mir auch vom Ganzen am besten gefiel. Neu waren mir außerdem Ballons die in großer Menge auf einmahl losgebrant wurden, die sich immerwährend drehten und das manigfaltigste628 färbige Feuer ausströmten, gleichfals färbige Flammen die ganz frei schwebend von unten bis in die höchsten Theile der Burg sich almählig empor wanden, und zu Girlanden sich formten. Das übrige habe ich schon in Wien gesehen, ma[n]ches auch schon besser. Übrigens dient das Lokale der Engelsburg unendlich zur Verschönerung des Feuerwerks, welches unter beständigen Donner der Kannonen abgeprant wird.

Vorgestern sah ich das Museum im Kapitolium, das sich durch eine zahlreiche und schöne Gemähldegallerie und Stattüensamlungen von Marmor auszeichnet. Unter den letztern sind die berühmtesten der sterbende Fechter629 und eine Venus. Außerdem habe ich neuerdi[n]gs wieder mehrere Gallären630 in den Pallästen besucht, so wie auch in der Umgebung mehrere Monumente und Ruinen der Vorzeit besehen und einige der schönen Villen mit ihren ziemlich gleichförmigen Garten anlagen.

Gestern bin endlich in das Museum des Vatikans gekommen, nachdem ich es früher 3 mahl vergebens es versucht habe. Ich wolte es nähmlich um kein Geld auszugeben an den Tagen wo es algemein offen steht sehen, der Feierlichkeiten halber blieb es jedoch bis nun verschlossen. Es

übertrieft als bis nun gesehene um vieles, und ist sicher so wohl das schönste als reichste Museum

der Welt. Kunstschätze aller Art findest Du hier in Menge auf das eleganteste aufgestelt, ich bin in diesen herlichen, prachtvollen Sälen 6 volle Stunden herumgewandelt, und habe jedoch nur alles sehr flüchtig ansehen können, würde mich auch in denselben verirt631 haben, wen ich mir nicht einen Custoden genommen hätte, der mir als Wegweiser diente. Ich fühlte mich am Ende gänzlich erschöpft am Keist und Leibe, der Mensch wird zusagen erdrückt von dieser Maße von Kunstgemächern, wie Du es schon selbst auf unserer Reise erfahren hast. Gemählde sind hier nur wenige, jedoch die vorzüglichsten Meisterwerke der ersten Mahler, unter welchen nathürlich Raphael den ersten Rang einnimt, so wie auch sein Gemählde die Hiemelfahrt Christi welches das schönste der Welt ist, unwilkührlich bleibt man vor denselben gezaubert und muß sich nur mit Gewald von diesem hiemlischen Bielde trennen, wo alles wirklich sich zu Leben scheint. Die Kunst hat ihren höchsten Punkt in diesem Gemählde erreicht. //4

Unter den Marmor Statuen nehmen hier den ersten Rang ein der weltberühmte Laokoon,632 Apollo am Belveder, der Mercur, und der Perseus von Canova633 nebst seinen beiden Fechtern. Diese 4 Stücke allein reichen schon hin um dieses Museum zu den wichtigsten zu machen, sieht man aber noch die andern hier rings um aufgehäuften Kunstschätze, so bekomt erst einen Begrief von dem, was in Rom alles untergegangen sein mußte. Ich werde die Gallerien des Vatikans heute Nachmittag nochmahls besuche, alles neuerdi[n]gs besehen, und den letzten Tag meines Aufenthalts in Rom, mir abermahls den höchsten Genuß den die Kunst gewähren kann, zu verschaffen. Ich glaube nicht besser, nicht würdiger meine noch übrigen Stunden zubringen zu können, als auf diese Art.

Vor einigen Tagen habe ich auch das 19634 Milien von hier entfernte Tivoli besucht, und daher also auch die schöne und zugleich berühmteste Umgebung Roms gesehen. Höchst romantisch und

mahlerisch ist da die Gegend, die viele Wasserfälle, die Ruinen Tempel Höhlen und die vielen schönen neuen Landhäuser der Römmer. Es ist einer der herlichsten Punkte Italiens.

Du siehst also das ich meine Zeit gut genützt habe, den ich habe in den 12 Tagen meines Aufenthaltes alhier nun faßt alles gesehen, was zu den vorzüglich Merkwürdigsten gehört. Ich kann mir keine Vorwürfe über Zeitversäumnis machen, als allenfals die wen ich Euch so lange Briefe schreibe, doch weiß ich das je weitläufiger desto lieber sie Euch sind, und breche mir lieber paar Stunden von meinem Schlafe ab um es thun zu können.

Heute Nachts um 12 Uhr fahre ich von hier mit einem Lohnkutscher fort und werde im 5 bis 5½ Tage bis Ancona benöthigen, da die Gegenden stark bergieg sind, und wir wieder die Apeninnen zu passiren haben. Doch sol das Land dahin schön sein, daher ichs vorzog längsammer zu reisen

als mit dem Curir, der es Tag und Nacht in 2 Tagen fährt. Ist der Wind günstig und bekomme ich gleich ein Schif, so gehe ich zu Meer nach Triest, wo nicht über Bologna nach Venedig. Ich habe eine Rekomendationsschreiben nach Ancona um einen guten Schifspatron zu bekommen.635

In Triest bleibe ich 1 hochsten 2 Tage um dan so schnel als möglich wieder einmahl zu Euch meine Vielgeliebten zu kommen. Ich werde Euch schwerlich mehr schreiben.

Wie viele Fragen theure Josephine hätte ich an Dich zu thun, doch wozu wäre dies, da Du sie mir nicht mehr beantworten kanst, da Du es bis nun nicht thun woltest.

Grüße und küße mir viele mahl zu Tausenden meinen verehrten Vatern, Deinen geschätzten H. Gemahl, und meine liebe Nina. Empfehle mich allen Bekanten. In der sichern Hofnung Euch alle recht wohl und gesund wieder zu finden, verbleibe ich Dein

Dich innigliebender Bruder

Valentin

 

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