Thurn am 2 Jaener 1840 

Liebster Freund!

Mich hat ein revmatisches Fieber seit den Weihnachtstagen im Bethe gehalten, hefiges Reißen in Zähnen und ein am Zahnfleische entstandenes, spätter aufgebrochenes Boil,1037 machten mich in einer Nachts selbst etwas confus. – Pierz nahm mir circa 10 Aegen Blut, und nun geht es mir merklich besser, so zwar, daß ich mich gestern und heute viel außer Bethe befinde, und in Stande bin, Dir den Krankenbericht eigenhändig vorzulegen.

Gegen Abend waren wir zum Br. Zois zu einer Unterhaltung geladen, //2 wußten jedoch der auf verzichten, nach Aussage der Höfleiner die samt allen disponiblen Krainburgern in Egg1038 waren, soll die Unterhaltung nicht angenehm gewesen sein.

Was fängt Ihr an, so lange läßt sich keiner hier sehn, das schönste Wetter verging, ohne daß wir gejagd hätten – B. Zois gab hinter der Herrschaft am verfloßenen Samstage Jagd – es waren viel Hasen, aber wurden nur 2 erlegt – Weil wir heuer auf Reh nicht jagden, wird in unsern Rehjagden in Kanker mit desdo1039 größerer Frechheit ausgestohlen Hören. Die Jäger und Förstknechten Deiner verehrten H. Jagdzüchter Dietrich1040 und Vode, haben sich erkühnt, in unsern besten, nur für unsere Unter//3haltung geschonten Rehjagd Distrikte – ob der Kankern Kirche, gleich Räubern am 24. 26 und 27. Dec. ‘839 einzufallen und dort mit vielen Hunden auf Reh zu jagen, sie haben 2 derselben erschossen und nach Stermohl und Zirklach1041 abgeliefert, und eins wurde von Hunden zerrissen.

Daß dieser mit frechster Rohheit verübte Diebstahl nicht ungeahndet bleiben darf, kanst Dir denken, auch dann erschiennen die Reh-Erleger straflohn wenn sie die Rehe in Deiner Jagd erschossen hätten, denn ich weiß mich gut zu errinnern, daß Du den Dietrich bei Pachtgabe der Jagd, ausdrücklich verbothen hast Reh zu schießen.1042 Du sagtest, ich jage jährlich auf Reh beim Urbantschitsch, und will daß diese Jagd geschonnt bleibt. //4

Da wir gegen diese niedrigen Wilddieben, wobey der Skander1043 von Michelstetten[,] der Wassermeister1044 von Poshenig1045 und andern Stermollerförster einbegriffen sind. Klage führen, so fordere ich Dich auf als Freund und Mann von Wort und Ehre, diese Wilddieben auf den Fall ich Ihnen nicht erweisen könnte, wo sie die Rehe erschossen haben, und sie vergäben, sie in Deiner Jagd erschossen zu haben, dieselben ebenfahls als Wilddieben abstraffen zu lassen –– geschieht das nicht, so ist es um unsere Rehjagden geschehn. ––––

An vorbesagten 3 Tagen fielen ob den Kankern Kirche sehr viele Schäffe, Schützer und Hunde wurden darin gesehn – //5 auch wurde von Kanker Johan ein Hund aufgefangen und mir eingeliefert.

Daß es uns unangenehm ist, daß sich die erlegten Rehe in Handen unserer Freunde etc. befinden, kanst Dir einbilden, allein dieser Umstand rechtfertiget das Vergehn nicht – und neuen Diebereyen kann nur durch Abstrafung der Bauernschützen vorgebängt werden. – Die beiden H. aber, mögen die Reh behaglich verzehren, dagegen aber sollen sie verurtheilt werden uns zum Schmause1046 zu laden, oder hiefür zu entschädigen.

Ich werde weitläufig ohne zu wollen, wenn ich daran denke wie unsere //6 schöne Kankrer Jagd ruinirt wird, thut mir es weh aus Herz, und vorzüglich um die schönen Unterhaltungen die ich mit Dir und Freu[n]d Tini theilte, leid.

Auch in der Ferniker Wäldern, sollen Dir viele Hasen geschossen werden, statt Deinen würde ich diesen Janitschoren1047 Volke, die gepachtete Jagd zurück nehmen.

Ich hoffe Dich doch einmahl bald hier zu sehn – grüße herzlich Deine vehrerte liebe Frauka, in meinem und meiner Pepina Nahmen.

Dich küßt herzlich

Dein

treuer Freund

JeanNepUrb.

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