Thurn am 8 July ‘836. 

Lange ersehnter Freund!

Wie es Euch zu Muthe sein mußten, Euren Wohnort in diesem Zustande zu finden können wir uns denken, Gott gebe daß sich die Sterblichkeit bald vermindern und das Uibel ganz aufhören würde! Auch in Krainburg ist die Colera mit allen Wuth ausgebrochen, Gott sey sie gedankt, daß sie von Deiner und unserer Anverwandschaft noch keinen befallen hat. Mit heute giebt es in Krainburg 135 Erkrankte und 15 Gestorbene, unter den Todten befinden sich Schneider Harisch, eine Götzl’sche und andere von niedern Stand. – Unten der Civilen Erkrankten ist nur //2 der große Feldner und die Frau v Franke. Die Colera in Crainburg wird mit einem Ausschlage und den darauf folgenden Nervenfieber begleitet, und eben darum ist sie so verherend.773

Auch in unserer Pfarr giebt es schon Krankheitsfälle, jedoch starb noch keiner, hier in Thurn erkrankte uns heute die Köchin und gestern der Inwohner, beide befinden sich schon besser.

Gott verschone uns von heftigern Anfällen, doch ich besorge wir bleiben nicht verschont, die große Hietze, die nothwendigen Feldarbeiten, die kühlen Nächte dürften den Ausbruch begünstigen. //3

Was fangen wir dan, ferne von ärztlicher Hielfe hier an? auf diesen Fall wäre ich entschlossen zu reisen samt Familie – doch wohin? hätte bey Euch die Colera schon aufgehört, so würden wir uns wohl erkühnen nach Kaltenbrun zu kommen – uns bleibt nur die Kanker offen, allein auf in Kärenthen soll diese schon ausgebrochen sein.

Was bleibt uns also übrig, als uns in Vertrauen auf Gottes Behrmerzigkeit zu ergeben und unser Schicksall abzuwarten. Liebster Fidel, was für Zeiten haben wir erlebt – ?

Von uns beiden, an Dich Deine gute Pepina und alle Deine Angehörigen recht viel Schönes, Gott behütte Euch alle, kömmt Ihr zu uns wie unändlich würdet Ihr uns erfreuen. –

Mit herzlichsten Küßen

ewig Dein Jean.