Samstag 2 Uhr Nach dem Essen.

Liebe gute u böse Pepi!

Ich danke Dir für Deine freundschaftliche Erinnerung an mich: auch ich hätte Dir liebe Pepi heute durch den Bothen geschrieben, wenn sich mir nicht diese viel paßendere Gelegenheit durch H. Gubernialrath se[l]bst ereignet hätte.

Ich möchte Dich schon gerne da haben, um Dich nochMahl für die lezt unüberlegte Beleidigung abbitten zu können, doch ich weiß es zu gut, daß mir meine so gute Pepi unmöglich jezt noch zürnen kann, auch verdiene ich s’ nach meiner aufrichtigen Meinung nicht so sehr, indem ich dabey nichts arges im Schilde führte. Doch! genug von dem, ich muß es nun //2 theuer genug büßen, keine größere Strafe für mich, als Deine Abwesenheit. Sey mir also wieder recht gut meine geliebte Josephine, so wie auch Dir im innersten Dein Fidel, herzlich gut ist. ––

Dein Bruder hat vorgestern geschrieben, wodurch die Mama gänzlich beruhiget ist, er befindet sich schon bey H. v. Rosweck520 in Condition, u ist lustig, u beschreibt manches unerwartete von Haupt. Z.521

Vorgestern brachte ich die Nacht mit Carl522 in Kaltenbrunn zu, gestern hier, u war Abends in der Accademie der Lienhard523 mit Anderle, Eleonore H. sang,524 ich verspättete es aber, es soll nach Urtheil anderer alles ziemlich mittelmäßig ausgefallen seyn. ––

Heute trug sich ein Kutscherer, der 5. Jahre beym Dreo525 gedient, er gefällt //3 mir ziemlich, doch habe ihn zur weitern Besichtigung für Dich gelassen.

Morgen holle ich Dich ab, außer es wäre der Weg unpaßirlich[.] –– Gestern während der Accademie erhielt ich gerade vor den Redouten Gebäude, dieß Bouquet von H. Apoth. Wagner526 für Dich, u weil solches zu groß war um selbes in der Accademie verborgen zu halten, so versteckte ich’s, auf der Statue vor der St. Jakobs-Kirche, welches ich nachdem wieder abhollte. – Sonst nichts neues hier. –– Meinen Handkuß der gnad. F. v. Wagner, u Dir alle übrigen.

Dein Dich innigst liebender

vergante Fidelis.

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