Geliebte Josephine!

 Wer zulezt lacht! lacht am besten! Deßwegen machen wir, die in Deinen lezten Schreiben vorgelesenen Texte, keine Vorwürfe: die alten Herrn fangen früh an, u hören früh auf, wo wir dagegen die jungen fest u ausharrend verbleiben, wogegen die Fr Mamma auf keinen Fall stolziren kann: – Wenn Du im Bade bist, so sey hübsch ruhig u bleibe in den Frauen Departement, ich glaube Du bist etwas zu lebhaft geworden! tanzen im Bade, was fällt Dir ein, aber so gehet es wenn sich die Frauen von Ihren ernsthaften Lebensbegleitern loswürden. //2

Am Samstag war hier uns verlaßenen eine schöne Abendunterhaltung zum Theil: wir unterhielten uns recht gut: das Vorstück No 777 war recht gut gegeben, sehr gut das Musickstück, u gut die Oper, der kleine Matrose. Das Haus war zum ersticken voll, u die Hitze war ungemein; wir mußten unsere

Loge immer offen halten. Bey dem gegebenen Musickstück haben hinter unserer Loge 16 Tambours auf einMahl einen Militair-Marsch zu schlagen angefangen, wir glaubten, daß wir aus der Haut fahren mußen, zum Glück sind solche herum immer näher u näher auf die Bühne aufmaschirt, die nebst dem Parter Orchester voll besezt war. //3

Die Theatralische Stellung der Madmoiselle Franz,375 übertrift weit Ihre Stimme die viel zu gebunden zu seyn scheint. Der kleine Matrose Madmois. Strangfeld376 hat sich besonders ausgezeihnet, u alle wurden 3 Mahl geruffen[,] nur das Bengalische Feuer wollte zum Schluße nicht brennen, u wir mußten uns mit einer kleinen Egiebtischen Finsterniß begnügen.

Gestern am Sontag waren wir mit H. Vater von Tagsanbruch bis in den spätten Abend nicht zwey Minutten auseinander. In der Fruh um 9 Uhr giengen wir in die Kirhe zur Predig u Amt, Nachmittag zum Seegen, u spätter fuhren wir nach Kaltenbrunn von wo wir erst spätt zurückkammen. //4

Langus wird morgen Nachmittag anfangen bis jezt mußten er bey H. Gub.R. Wilcher alles fertigen.

Das schwarze Merinos Kleid wirst Du vermuthlich schon erhalten haben, heute sende Dir dieses mit Eilwagen bis Cilli samt Schleyer u den schönen Sommerschnall, den Du tragen must.

Beschäftige mich öfters mit Comisionen damit ich etwas kühner nach dem Bade welchen sehnenden Gegendienst von meiner heiß geliebten hoffen darf.

Ich umarme Dich im Geiste zum erdrücken, u verbleibe dein junger aber für Dich Engel gewiß braver

ewig treu liebenden Gatte Fidelis

An die gute Mama, Fr. v. Kogl377 Fr. v. Schonta meinen ergebensten Handkuß. Am 23ten Juny 828 in der Kanzley am Rann378

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