No 7.

Laibach am 10. April 1839. 

Vielgeliebter, teurer Freund u Schwager!

Aus Euren schätzbaren Briefen von 27.t und 30.t März haben wir mit großer Freude ersehen (nach langen Stillschweigen) Eure Wohlbefinden und abermahlige glückliche Ankunft in Rom. Das Ihr durch die Verwendung so vieler Freunde in die Lage versetzt wurdet all die kirchlichen Feierlichkeiten bequem sehen zu können, ist wohl sehr schmeichelhaft und bei solchen Gelegenheiten von hohen Werth, Ihr habt daher auch diese berühmten Cerimonien volständig gesehen. Vermöge spätern Einschluß der teuren Schwestern von 2. April habt Ihr auch die Kuppelbeleuchtung und Girandula an der Egelsburg in der vollesten Pracht gesehen, vieleicht schöner und großartiger als zu jener Zeit als ich dort war; auch die Witterung hat sich gebessert, und Ihr werdet nach den Ostertagen von den Priesterlichen Geprängen zur Besichtigung der vielen Merkwürdigkeiten dieser weltberühmten Kunststadt übergangen sein wozu Ihr bis zum 12. dieses genügend Zeit hattet.

In das liebliche heitere Florenz san[d]ten wir Euch am 5t dieses einen Brief No 6 der Euch gleich bei Eurer Ankunft heimatlich begrüssen soll.

NB. Wegen der Quartier habe nach Krainburg geschrieben, doch dürfte es schon vergeben sein. //2

Aus Deinem letzten Schreiben bester Freund habe ich mit Leidwesen ersehen, das es Dir unangenehm ist das ich den Wald nicht erstanden habe, woran Du jedoch selbst wohl zum Theil schuld bist. Hättest Du die gehörige Nachtrichten vor Deiner Abreise über den Wald eingehohlt oder mit den Dor Orel darüber gesprochen, so hättest Du uns sicher auch eine größere Volmacht zur Ersteigung desselben gegeben, der Brief an H. v Galle wurde sogleich abgegeben, jener an Dr Orel habe ich selbst getragen, und er versprach mir das möglichste dabei zu thun. Heute suchte ich den Doct abermahls auf und habe von ihn erfahren, das er den Handel bereits ins reine brachte. Er ist nähmlich vorgestern zum Simen gefahren hat i[h]n jedoch nicht zu Hause gefunden, gestern verfügte er sich nochmals zu ihm und trug ihm die Sache vor, jedoch Simen wolte nichts von einer Theilung wissen, endlich drohte der Docter ihm mit einer 2t Lizitation und Simen both zählte i[h]m 500 ƒ auf zu einer Entschädigung für Dich um es nicht zu einer neuen Lizitation kommen zu lassen, und erklährte sich das bis 6000 ƒ den Wald nicht auslassen würde.

Als jedoch der Docter noch nicht nachlassen wolte ließ er sich in nachstehenden Vergleich ein, der für Dich zwar mit einigen Aufopferungen verbunden ist, und dies that er etwa nur auf vieles Zureden. 1te Überläst er Dir die nach Eur[e]m Einverständniß als die Hälfte bestimmt werdende Waldung //3 die durch Losung einem oder dem andern zu kommen soll, um 2400 ƒl (folglich um 100 ƒ mehr als der Kaufschilling ist)

2tes Hast Du den ganzen Kaufschilling von 4600 ƒl jetzt zu bezahlen und in 3 Jahr wird er Dir seine Hälfte von 2200 ƒ ohne Interessen rückerstatten wen Du nicht gesonnen wärest sie ihn gegen 5 % weiters zu belassen. Außerdem hast Du die Umschreibungs auch zu bezahlen, die jedoch sehr gering sein sollen. Auch hat er sich noch bedungen vor der Theilung 40 Stück Tannen Bäume nehmen zu dürfen, die ihm nicht verrechnet werden dürfen.

Das ist ungefähr der Sin[n] des bereits geschlossenen Contraktes den mir Dot Orel vorgelesen hat. Die Hube sol er wenig Lust haben als Gegenhandel anzunehmen, vieleicht dürfte er es jedoch noch später thun.

In wie fern Dir um diese Bedingniße oder der geschlossene Handel entsprechen werden weiß ich nicht. Doct Orel hat eigenmächtig gehandelt und mich nicht weiters mehr ins Einwerständniß gezogen, sonst würde ich wahrscheinlich zurückgehalten haben. Ich verstehe jedoch nicht den Werth des Waldes, und nach der Äußerung des Simen und der vielen Mühe die der Docter hatte in zu diesem Vertrag zu bringen muß er wohl dieses Geld werth sein. Währe es zu einer Lizitation nochmals gekommen, so hättest Du vieleicht noch mehr geben müssen, den die hier angeführten

Opfer werden nicht viel über 400 ƒ betragen, 200 ƒ machet schon //4 Dein Anboth von 4800 ƒ mehr aus, folglich kommen nur noch 200 ƒ mehr anzuschlagen. Dor. Orel hat Dir diesfals Bericht erstattet nach Mailand, da ich aber weiß das es Dir davon liegt es sobald als möglich zu erfahren, so berichte ich es Dir sogleich heute nach Florenz in der Hofnung das Dich dieses Schreiben noch dort antreffen wird. Sollte Dir dieser Kauf vieleicht nicht recht sein, so türfte974 Simen der ohnehin nur nach vielen Zureden sich dazu herbei ließ, vieleicht gerne zurücktrettet, und dan wäre allenfals nur den Stängel verlohren. Imfal die Zahlung für den Wald vor Deiner Ankunft zu leisten wäre, so werde ich H. v Galle dafür ersuchen, wie es schon eher bestimt war. Entschuldige meine umständlichen Berichte, ich glaubte nie genug genau mich Dir zu erklären.

Heute werden mit Deinen Pferden am Annahof die Felder bearbeit. Gestern [et] Vorgestern hat es geschneit, fortwährend war es bis nun kald,975 heute ist die Luft etwas mielder. Funk976 hat mit vielen Beifall in Grätz das Theater mit der Oper Nachtlager in Granada eröfnet. Glögel977 hat die Laibacher Bühne erhalten. Ein k. k. Oberst dessen Nahmen mir entfallen hat sich in Verona erschossen. Ludwig seine Geschwulst ist aufgebrochen, und er nun gesund und friesch [ist]. Dich mein lieber, werther Fidelio [et] Schwester umarmet und küsset oftmahls in Geiste Dein wahrer aufrichtiger Freund und Bruder

Valentin

 //5 //Nina Jožefini//

No 7                                                                                   Laibach den 10t April.

 Meine, innigstgeliebte, theure Pepi!

 Ich danke Dir vielmals für Deine Zeilen, sie beruhigen mich ganz, denn schon mußte ich glauben, Du seyst unwohl, und Fabriotti als auch Galle wollen nichts davon schreiben, wohl recht mit Ungeduld erwartete ich diesen Brief; Gott sey gedankt Du befindest Dich gesund u hast der Merkwürdigkeiten so viel gesehen, ich kann mir keinen Begriff von allen den machen, es muß etwaß prachvolles, entzückend schönes seyn, Augenzeuge von einer solchen Girandola zu seyn, Tini erzählte mir davon, Du hast aber eine weit herrlichere gesehen, sagst Du, das Canoniren wird Dir aber gewiß etwas lüstig gewesen seyn? –– Obwohl ich in der Mitte meines lieben Tini u meiner Kinderln sowohl den 3 Eltern recht vergnügt bin, so gibt es doch Augenblicke wo den Wunsch in mir rege wird; doch noch einmal auch so etwas zu sehen, wie gern wäre ich bey Dir, Dir wird gewiß diese Reise immer ganz in Gedächtniß bleiben, besonders wenn Du viel in Dein Tagebuch aufmerks, geschieth dieß wohl alle //6 Tage oder genießtest Du lieber je eher desto beßer des Schlafes, nach einen ganzen Tag herumrennen wird wohl das Bett eine Gutthat seyn, wenn nicht Deine Lieblingsthierchen ihre Behausung darin haben; bis jetzt hast Du Dich noch nicht beklagt. –––– Wegen Frau v Russ hat mich Frau v Galle als auch Luschin einige Mal gefragt ob Du nicht schreibst, ich sagte naturlich nein, von Toni hörte ich seine Auserungen über F. v R. ich kam nemlich zu ihr gerade als der Briefträger den Brief brachte (es war in Freudenthal) sie erbrach ihn sogleich u fing an laut zu lesen, gegen Schluß kam der Punkt über sie (Du weißt wem ich meine) sie hat einmal angefangen zu lesen, obwohl sie zu stottern anfing so sezte sie doch fort, u bath mich dann gegen niemand etwas davon zu erwähnen. Fabriotti muß aber sehr aufgebracht gewesen seyn, sagte Luschin denn sie könne gar nicht sagen, was er schrieb; wenn Ihr durch die Schweitz geht, so dürfte Fabriotti wohl auch mitreisen, nachdem nun die Rusischen nicht allein wären; wie gefällt Dir der Dazugekommene? –––– //7

Den 8t d. M. ist Frau v Eichholzer978 mit einen Knaben glücklich entbunden zwar im 8t Monaths das Kind soll aber recht gesund seyn u die Amme fleißig in Anspruch nehmen. Frau v Feichtinger ist den 6t ebenfalls mit einen aber ungemein kleinen Prinzen entbunden, ich besuchte sie den 3te Tag, mir thut wahrhaftig das Herz wenn ich an die armen Leute denke, sie sind sich ganz allein überlaßen, er wikelt das Kind selbst ein (versteht aber ganz natürlich nichts davon) Du weißt wie weich die Kinder sind, er schwitzt immer vor Angst, bevor das Kind noch weint, den sie gar nicht wißen wie man umzugeh’n hat, denke Dir was mir für ein Stich durch’s Herz ging, als ich das arme Kind nakt, bloß in die Windel einwickeln sah, es freute mich recht sehr sie in einigen unterrichten zu können (dabey kam ich mir schon wie eine Großamme vor) was ich ihnen thun kann, werde ich gewiß von ganzen Herzen gern erfüllen, es ist aber so schwer, ich fürchte mich immer sie zu beleidigen; er ist noch immer Reconvaleszenz und sehr schwah. Unsern Bekannten u Verwandten geht es allen gut, sie laßen Euch vielmals küßen besonders meine Eltern. –––– Heute bekam ich endlich einmal den Mohnkranz,979 hast Du ihn schon geseh’n? ich laße früher nicht anfangen bis ich nicht weiß, ob Du ihn kennst; mir gefällt //8 er nicht ganz, er ist schrecklich voll, besonders gegen den andern; berichte mir daher gleich Deinen Wunsch. ––

Nun bin ich schon im Besitz der Milch von meiner neuen Wirthschaft, des Tags bekamme ich von 2 Kuh (das ist bey Strohfütterung) 6 s.980 blecherne Schußeln Milch wie die Deinen sind; beinahe täglich gehe ich hinaus, und möchte gern schon ganz draußen seyn, allein vor 14 Tage werden die Zimmer noch nicht gemalen seyn, die Kuhmagd bringt die Milch immer herein, Gärtner kommt herein zum Essen, jedoch der Kutscher u die Magd essen draußen; ich freue mich recht auf meine Garten u Küh einkünfte, das werden Capitalien werden.

Liebe Pepi mit einer Köchin für Dich geht es schwer sie wollen nicht warten, da es unbestimmt ist wann Du kömmst, eine hat sich entschloßen ein Monath zu warten, sie war bey Welsberg u jetzt bey Satori, sie ist ganz civil, Mari hat mit ihr gesprochen, sie will alle diese Arbeiten die Mari weiß das sie zu verichten hat besorgen, sie hatte 40 f u zu 2 f Marktgeld, gebe mir Auskunft was Du zu thun wünscht, vielleicht behältest Du doch die Alte?

Der gute Vater ist bey der Wirthschaft er läßt Euch vielmals Küßen so auch mein guter herziger

Julius er sagt jetzt schon recht gut “liebe Tante” u Onkl.

Nun meine Pepi seyd vielmals geküßt von

Eurer                Euch liebenden Nina

 //Str. 6 ob spodnjih in zgornjih robovih obrnjeno – obratni vrstni red strani// Du weißt wohl wie meine Ohrgehänge u Proch aus sehen die mir Tini in Kindbett gab, ich bitte Dich wenn Du in Mailand etwas einfaches aber geschmackvolles dazu um den Hals bekömmst, es mir zu kaufen.

//Str. 5 spodaj// Den 14t das ist Sonntag zählt mein Julius schon 2 Jahre hast Du davon gedacht, kaum glaube ich.

//Str. 5 zgoraj// Sage den Terpinz in Laibach finde einige Dampfelln aufgegangen.

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