Brief No 4                                                                           Laibach am 12. May 1847. 

Lieber, werther Schwager!

Wir haben Eure schätzbaren Zuschriften von 26 [et] 30. April und 3. dies richtig erhalten, und mit vielen Vergnügen Euer beiderseitiges Wohlbefinden daraus entnohmen [et] danken Euch herzlichst für die diesmahl fleißigen Berichte. Auch ist heute eine Schachtel mit Wäsche unter Deiner Adresse angekommen aus Verona, woraus ich zu schließen denke, daß Euch die Jahrszeit zum Gebrauch der Wässer in Roquaro1335 noch zu kühl war, und Ihr nun mehr nach Mailand vorläufig Eure Route genohmen habet, was auch daß Geeignetere ist, da es kaum gerathen sein dürfte in May Mineralwässer zu trinken.

Deine Aufträge an Mathia, die Mühlners [et] Sartori habe besorgt, ersterer läßt Dir sagen daß in Kaltenbrun alles in bester Ordnung ist, die Getreide gut stehen und viel Heu bei dem feuchten Frühjahr zu erwarten stehet. Schloßmühler Veit hat zeitweise auf Deiner 2t Mühle gemahlen und Mathia führt diesfals die Vormerkungen, Sartori hat bis nun nichts zum vermahlen gegeben, dürfte jedoch noch zusprechen. Deine Ansicht die Einforderung der Basadonischen Schuld an Venezianer Fabriotti zu cediren und den Erlös mit ihm zu theilen[,] finden wir ganz zwekmässig und werden das Nöthige diesfals thun; so auch wen es anders möglich ist Pasquini für weiters beizubehalten trachten. 

Letzterer Zeit sind die Papieraufträge nur spährlich eingegangen, jedoch haben wir noch rückständige Bestellungen auszuführen, Repsöhl gehet zetiweise immer etwas ab, und wir verkaufen solches gegenwärtig zu ƒ 21 ½ ohne Faß pr transito loco hier, dürfte jedoch noch höher gehen, da die Aussichten für die neue Ernte sehr ungünstig lauthen, nachdem außer den Schaden des Frostes die Würmer nun sehr viel Zerstörung verursachen. Vor baar Tagen erhielten wir Brief aus Wien wo das Repsöhl uns mit ƒ 23. – ohne Faß [et] Accise angezeigt wird. //2

Unser Repssammen aus Sisek is nun sämtlich auf dem Fabriksschütboden aufgeschüttet. Letzten Samstag wurde mit den Pressen in der Öhle aufgehört. Das gesprungene Capitäl wird mit mehreren Reisen gebunden werden, und dürfte jedenfals noch gute Dienste leiste[n], demungeachtet wurde bei Escher ein neues Capitäl bestelt weil man doch nicht wissen kann was geschieht. Die sämtlichen neu herzustellenden Fabriksarbeiten gehen wie Dir schon bekannt ihren langsammen schlependen Gang fort, Bischof läst sich sehr selten und nur vorübergehend auf der Fabrik noch seltener aber in der Stadt sehen. Der frühere Holländerer Sorg ist wieder rückgekehrt und die Arbeit angetretten. Von den letzt erhaltenen englischen Metaltüchern ist bereits auch schon eines von der Maschine gekommen, und das 2t aufgezogene verspricht eben auch nicht viel bessere Dauer. Schlesinger schreibt uns heute und gab uns ebenfals ungünstige Berichte für die nächste Repsär[n]te [et] bemerkte das Strasser mit ƒ 7. 6 loco dort p. casa seinen sämtlichen Vorath vorige Woche verkauft habe, ihm der Verkauf jedoch bereits reue; übrigens sagt er daß er durch unsere energischen Schritte viel an seinen Credit verloren habe, seine Kräfte nun sehr schwach wären und er aus Sparsamkeit halber nicht die Reise nach Laibach machen könne. Wir werden ihn nun nochmals zum letztmahl aufvordern uns seine Propositionen zu machen mit Umgang der Post, wiedrigenfals die weitern Schritte schemungslos statfinden werden. H. Pregel wird wegen der Malnerische Geschichte mit Dor Crobath sicherlich das Geeigneste besprochen [et] berathen haben. Die Eisenbahnarbeiten in Salloch nach Steinbrück1336 gehen gar nicht vorwärts, es heist die Unternehmer wollen die ganze vorjährige Arbeit auf dieser Strecke verliehren, wen sie das Arar von dem Weitebau losbindet, derart dürften es noch im Jahr ‘850 nicht zur Ausführung kommen. //3

Die Anfertigung des Fußbodens des Schiskauertischlers gehet in Ordnung vor sich und dürfte zur Zufriedenheit ausfallen, desgleichen die Fenster, jedoch werde vor Monath Jully schwehrlich was vornehmen können.        Unsere liebe Nina dürfte den erlittene Verlust der Familie der Zahl nach bald ersetzen, es ist wohl ein Übelstand das der liebe Herrgott den Kindersegen so unregelmässig vertheilt! –– –– Gestern ist den Krausenekischen1337 die jetzt für den Sommer bei Paliarutzi in Leopoldsruhe1338 wohnen, das kleinere Kind am Wasserkopf gestorben, desgleichen starb gestern der alte Malitsch.1339 Mein SchwiegerVater Herrmann liegt schon seit circa 3 Wochen beständig im Bett infolge ausgetrettener Homeroidialknotten, im zwar nicht lebensgefärlicher aber immerhin sehr unangenehmer Zustand, der seinen Hang zur Hipo[cho]ndrie noch mehr Nehrung giebt, doch bessert sich sein Übel jetzt. Bei uns ist Gott lob alles gesund wie auch in Kaltenbrun. Magistradtrath Fischer1340 ist als Burgermeister zum großen Verdruß seiner Gegner ernannt, und bereits schon in der Wiener als Laibacher Zeitung diesfals die Ernennung eingerückt, er trug mir auf Euch vorzugsweise als seine thei[l]nehmenden Freunde diese angenehme Nachricht mitzutheilen. Die Verordnetestelle dürfte nunmehr wohl kaum mehr ausbleiben. H. Lenard haben wir einen 1 Monathlichen Urlaub zur

Nachhausereise nach Botzen1341 gegeben, er triet die Reise diesen Samstag an, und dürfte bis 10t Juny aldort verweilen, im fal Du über Tirol Deine Rückreise machst, kanst Du ihn bis dahin dort treffen. Es giebt jetzt im Comptoir am wenigsten zu thun, und kann leicht von uns derzeit besorgt werden. Da ich im Comptoir schreibe und Nina zu hause, dürften einige Berichte doppelt lauthen. Von allen Bekanten herzliche Grüsse, von Schwiegerältern {Cleratie} allen Kindern [et] mir die innigsten währmesten Küssen, mit aller Liebe in Entgegensehung Eurer baldigen Briefe Euer aufrichtiger Bruder

Valentin

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