Wien am 20. November 1827.

 Theurer, Verehrtester Herr Schwager!

 Du wirst wohl mich für nachlässig halten müssen, da ich schon so lange nichts von mir hören ließ, den mir selbst dünkt es für wahr eine Ewigkeit zu sein, seit dem ich nicht das Vergnügen hatte Dir mein Bester, geschrieben zu haben.

Drei Wochen sind es in welchen ich mir tagtäglich vornahm an Dich diese Zeilen zu übermachen, doch die vielen Geschäfte im Gewölbe, die Sontagsschule wie auch mein Guitar Maister geben mir so viel zu thun, das ich bis heute mich dieses angenehmen Augenplickes berauben mußte.

Das liebe schätzbare Schreiben Deiner werthen Gemahlin von 15. October habe ich zu meiner innigsten Freude durch Güte des H. Scaria richtig erhalten. Dich geschätzter Fidelius wie auch die gute Pepina bitte ich vielmahl um Verzeihung das ich erst mit Gegenwärtigen Euch meine ergebenste Danksagung für die überschickte Menge Maroni Kästen darbringe. Ihr habt mir meine Lieben dadurch einen ungemein großen Gefallen erwiesen, den alle Abend brate ich mir auf den Blechoffen in meinen Zimmer einige Kästen, und so oft ich sie esse denke ich an Euch.

In Betref des Wagens war ich bei 5 der vorzüglichsten Satlers gewesen um mich diesfals zu erkundigen. Die gegenwärtigen neuen Wägen sind nicht so hoch gestellt wie man sie vor ein paar Jahren gehabt hat. Dunkel oliven grün oder braun lakirt sind die modernsten Farben der Wägen, inwendig wie auch der Kutschbock sind sie mit dunklen auch wohl lichtem Tuche gefüttert und mit feinen Porten austapizirt, die obern Pölster zum anlehnen des Kopfes sind von Seide. //2

Ein ganz neuer Wagen dieser Art mit einen besonders komoten zierlichen Vordach, feinen Stahlfedern und messingnen Büchsen auf der Stelle umzukehren[,] mit Spritzleder, Überzug, Koffer und Einzälasch316 würde äußersten Preis auf 500 ƒ CM. zu stehen kommen. Ebenfalls haben diese Wägen das Angenehme, daß der zur Anlehne dienende Deckel beim vordern Sitzt auch

zum zumachen gerichtet ist, sobald man den Wagen zweisitzig haben will. Doch stand ich etwas überfahrene Wägen die auf nähmliche Weise gearbeit sind, und jenen sowohl an Gütte der Qualität als auch Schönheit gleich kommen, welche jedoch um den Preis von 360 ƒ CM. zu haben wären.

Für die einen sowohl als für die andern Wägen verbindet sich der der Satler auf 2 Jahre gut zu stehen das nichts daran geschehen darf.

Schoklit erzählte mir vor einigen Tagen, daß Du ihm gesagt hättest Du wärest gesonnen im Frühjahr nach Wien zu kommen. Gränzenlose Freude war anlaßte diese Nachricht in mir, und kaum war ich im Stande den Gedanken zu fassen um seinen Worten zu trauen. Wäre es möglich das Du vielleicht in geheim mir das Glück bereiten wolltest mich zu besuchen? O bester Freund das thue nicht, wie vieler tausend angenehmer Augenplicke würdest Du mich da berauben!

Sollte Dein nächstes Schreiben mir die Nachricht bringen, daß Du Dich wirklich entschlossen hast mit der lieben vortreflichen Josephine im Frühjahr oder Sommer nach Wien zu kommen, so würde mich dieses Bewustsein Euch hier noch zu sehen, ganz neu beleben, und froh würde ich jeden vergangenen Tag zählen der mich Eurer Ankunft näher bringt. Es wäre ja unverzeilich wenn ein so wohlhabender gebieldeter Mann wie Du nicht sagen könnte Wien gesehen zu haben.

Es vergnügte mich sehr von Deiner guten Pepine vernommen zu haben, das Du Dich in so große Geschaftsverbindungen einlassest, die mit Gottes Beistand //3 auch gewieß mit guten Erfolg

behendet werden. Sie zeugen deutlich von Deinen vielfältigen Spekulationsgeist, und ich täusche mich nicht wenn ich glaube das ich in Dir bis zu meiner Rückkunft den ersten Kaufmann von Laibach finden werde. In den zu erwartenden Brief hoffe ich wegen Deiner Herreise weder ein aber noch ein vielleicht zu finden, sondern ein bestimmts ja, den keine Geschäften sind so groß, wenn man nur wirklich Willens ist, daß man nicht abkommen konnte auf einen Monath besonders bei Dir wo der

Fabriotti das Ganze besorgen kann. Ich rathe Dir aus dieser Ursach auch keinen Wagen zu kaufen, damit Du Dir hier einen selbst[,] verbunden mit den ausgezeichneten Gusto der Josephine[,] ausfählen würdest.

In Wien fängt es nun ordentlich kalt zu werden, ma[n]chesmahl haben wir den ganzen Tag hindurch einen so starken Nebel das die Leute mit Paräplis herum gehen. Viermahl hat es schon bedeutend geschneit. Äußerst unangenehm sind hier die häufigen heftigen Sturmwinde. An Allerheiligen (an welchen Tag auch Maria Zell in Schut und Asche durch Brant verwandelt wurde und Dir ohne dies bekannt sein wird) hatte der Wind eine solche Gewalt, daß ich mich Abends beim

 

Nahhausegehen nicht vor ihm erwären konnte, und er mich von einer Seite der Gasse auf die andere in die Wand schleuderte.

Hier brennt es sehr oft, manchesmahl drei, viermahl des Tags, doch bleibt alles rugih in den Gassen, man hält es nicht einmahl der Mühe werth die durch Strassen tromlenden Tamburs zu fragen wo Feuer ist.

Meine geliebten Ältern, Du samt Josephine befindet Euch Alle ganz gesund? ich bin vollkommen wohlauf, und würde auch mit meiner jetzigen Lage recht sehr zufrieden sein, wenn ich nur nicht von Euch Allen die Ihr mir so unvergeslich seit getrännt wäre. Ich habe mich an das lärmende geräuschvolle Treiben der Residenzstadt schon ziemlich angewöhnt, den wie wäre es auch anders

möglich, da ich mich an einen Ort befinde wo es so bunt zu gehet wie nirgents sonst in der Stadt. Von Früh angefangen bis späht Abends kreutzen sich auf beiden Seiten der Gasse eine solche Anzahl von Menschen, das man glauben sollte es gehen Prozesionen hien und her. Wägen sieht man auch immer zwei //4 Reihen die einen in die Stadt die andern hinaus fahrend, die sich manchmahl der Weise unter einander vermengen, daß es lange Zeit braucht bis sie wieder vorwärts rennen können, den alles fährt und gehet hier sehr schnell, besonders die Fiaker mit ihren magren Merchen317 zeichnen sich diesfalls aus. Kurz es ist ein solcher Lärm in der Kärnerstrasse,318 daß wir das Gewölb immer zu haben müssen, indem man sonst keine Silbe verstehen kann. Solang ich hier bin habe ich noch nicht einmahl zu Mittag oder Ave Maria leuten gehört. ––––––

Gleich neben unsern Gewölb habe ich auch das Angenehme täglich die Anschlagzetteln lesen zu können von 5 Theatern, 3 Bereutern,319 musikalischen Academien, Menagerien, Cabineters der reisenden Welt, der Wachsfiguren, Panoramen, von 10–12 Bällen die täglich gegeben werden und andern Vergnügungen der Menge bitten sich einem dar, von welchen allen ich aber an Werktagen nichts mitmache, oder ich bleibe immer zu hause, gehe jedoch keinen Tag vor 11 Uhr schlafen, da

ich immer genug zu thun habe. An Sonntagen ist mein größtes Vergnügen das Theater vorzüglich das Burg, Kärnerthor und Wiedner,320 in den Josephstäter321 war ich noch gar nicht, in den Leopoldstäter Theater322 nur zwei mahl gewesen. Aus Neugirde habe ich auch zum zusehen einige Bälle besucht die jedoch nicht viel heißen.

Ich habe mir eingebildet das man mich zum Militär wird haben wollen, indem die ganze Einrichtung nur auf Geldertrag abgesehen war.

Wenn Du die Gnade haben wolltest mich mit einen Brief zu beheren, so berichte mir ganz genau was mein guten Ältern machen (welchen ich e[h]rfurchtsvoll vielmahl die Hände küssen lasse). Du und die schöne Josephine, die ich Dich tausendmahl zu kussen bitte in meinen Nahmen, wie es Euch Allen zusammen gehet, überhaupt was neues in Laibach vorgefallen ist. Was machen die Harmelin; unter so vielen schönen prächtigen Pferden habe ich hier erst ein einziges Paar hübsche Harmelin gesehen. Alle die mich kennen ersuche von mir aus zu grüßen, vorzugsweise bitte ich mich aufs schönste zu empfehlen bei Deinen werthen H. Vatern, H. Fabriotti und Urbantschitz.

Sollte ich in meinen frühern Briefen vergessen haben zu melden das ich die 10 ƒ PaN.323 erhalten habe, so ersuche es der Pepina zu sage, das daher wir ausge[g]lichen sind in Betref der Hüte, und ich nun Euer Schuldner der Kästen halber bin.

Ich bitte Dich um Verzeihung wenn ich Dich durch mein Geschwätzt vielleicht in wichtigen Geschäften gestört habe, es ist mir unmöglich von Schreiben aufzuhören meine Theuren solange ich ein weißes Papier sehe. Ich gebleibe mit ausgezeichneter Achtung

Dein

Dich schätzender Freund

Valzeschko

Ljubljana
Čitalnica
ponedeljek, torek, četrtek in petek: 8.00–14.00
sreda: 8.00–16.00
Zgodovinski arhiv Ljubljana
Enota v Ljubljani
Trdinova ulica 4, p. p. 1614
1001 Ljubljana
Sprejemna pisarna
ponedeljek: 8.00–14.00
sreda: 8.00–16.00
petek: 8.00–12.00
Čitalnica:
T: +386 (0)1 306 13 20Sprejemna pisarna:
T:+386 (0)1 306 13 17
+386 (0)1 306 13 03
F: +386 (0)1 426 43 03
E: sprejemna@zal-lj.si
Kranj
Čitalnica
ponedeljek, sreda: 8.00–14.00
torek, petek: 8.00–12.00
Zgodovinski arhiv Ljubljana
Enota za Gorenjsko Kranj
Savska cesta 8
4000 Kranj
Sprejemna pisarna
ponedeljek, sreda: 8.00–14.00
petek: 8.00–12.00
T: +386 (0)4 280 59 00
F: +386 (0)4 202 44 48
E: zal.kra@zal-lj.si
Novo mesto
Čitalnica
ponedeljek, sreda: 8.00–14.00
torek,petek: 8.00–12.00
Zgodovinski arhiv Ljubljana
Enota za Dolenjsko in Belo krajino Novo mesto
Skalickega ulica 1 (grad Grm)
8000 Novo mesto
Sprejemna pisarna
ponedeljek, sreda: 8.00–14.00
petek: 8.00–12.00
T: +386 (0)7 394 22 40
F: +386 (0)7 394 22 48
E: zal.nme@zal-lj.si
Škofja Loka
Čitalnica in sprejemna pisarna
ponedeljek, sreda, četrtek: 8.00-13.00
Zgodovinski arhiv Ljubljana
Enota v Škofji Loki
Partizanska cesta 1c
4220 Škofja Loka
   T: +386 (0)4 506 07 00
F: +386 (0)4 506 07 08
E: zal.skl@zal-lj.si
Idrija
Čitalnica in sprejemna pisarna
ponedeljek, sreda, četrtek: 8.00-13.00
Zgodovinski arhiv Ljubljana
Enota v Idriji
Prelovčeva ulica 2
5280 Idrija
  T: +386 (0)5 372 22 70
F: +386 (0)5 372 22 71
E: zal.idr@zal-lj.si

© 2016 Zgodovinski arhiv Ljubljana. Vse pravice pridržane.

Prilagoditev pisave